Ich war ja lange weg und hatte trotzdem bisher noch erstaunlich wenig Zeit (oder gar Lust?) davon zu berichten. Jetzt wird es aber doch mal Zeit für einen kleinen Bericht, besonders wo es ja ob meiner Internetcafé-Faulheit keinerlei Zwischenberichte gab. Also hier die ersten acht Tage, die ich ja noch in äußerst netter Begleitung verbracht habe, zum nachlesen und ansehen. Meine geschätzten LeserInnen sind hoffentlich nicht allzu sehr verwundert, dass die kulinarischen Beschreibungen oft sehr ausführlich ausfallen. Es war einfach zu gut und blieb deshalb auch im Gedächtnis. Also Vorsicht: Wer gerade hungrig ist sollte ab jetzt nicht mehr weiterlesen...
Dienstag, 5.9.
Wir haben natürlich am Vortag viel zu wenig Schlaf bekommen und haben deshalb den Flug mehr oder weniger verschlafen. Als wir dann endlich in Lissabon am Flughafen ankamen, lief erstmals alles glatt. Unsere Koffer waren fast die ersten und so verabschiedeten uns bald von unserem Mitflieger Max (der selbst noch einige Stunden am Flughafen verbringen musste). Die ersten Probleme traten erst im Taxi auf, als der Taxifahrer bei unserer Adressenangabe überfragt war. Doch er wusste sich zu helfen, brüllte als wir an einer roten Ampel hielten dem Taxler in der Nebenspur die Adresse zu, der sie allerdings auch nicht kannte. Einen Polizisten und zwei Müllmänner später erfuhren wir endlich, warum diese Wohnung so schwer zu finden war: lag sie doch in einem kleinen Gässchen mitten in der Altstadt. Wir zogen erstmal ein, wurden von unserer Vermieterin mit Vinho Verde begrüßt und machten uns danach auch gleich wieder auf den Weg, den Hügel hinab ins Zentrum. Dort setzten wir uns in der Rua Augusta in die Casa Brasileira, wo ich im Laufe des Monats zur Stammkundin wurde, zu Spießen und Bacalhau à Brás. Dann ging es auch schon wieder zu Fuß heim, was durchaus einen Gewaltmarsch darstellte. Hieß es doch am Castelo vorbei einen der sieben Hügel Lissabons zu erklimmen. Auf dem Foto zu sehen: Unsere süße kleine Altstadtwohnung und den Elefanten, wie man sieht mal wieder ganz blau weil im Reisefieber (der arme…).
Mittwoch, 6.9.
Wir entschieden uns dazu am Vormittag mal die Ortschaft zu erkunden. Und so gingen wir in Richtung Graça los, wo wir gleich von einem Miradouro aus die ganze Stadt überblicken konnten. Danach ging’s zum Einkaufen in den Mini Preço (so ähnlich wie Hofer) und heim auf eine kleine portugiesisch inspirierte Jause. Den Nachmittag verbrachten wir dann am Expo-Gelände im Parque das Nações wo wir auch gleich eine Kaffeepause mit Schokomousse und Mangosorbet einlegten. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die dortigen Gärten ging’s auch gleich ins Ozeanarium und zu einer kleinen aber feinen Shopping-Tour ins Vasco-da-Gama-Einkaufszentrum. Danach waren wir bei meinem Lieblingsbrasilianer Fatias & Frango essen und natürlich Sangria trinken (was von da an zu einem täglichen Muss werden sollte). Faul wie wir waren fuhren wir anschließend mit Metro und Eléctrico nach Hause.
Donnerstag, 7.9.
Wir entschlossen uns das schöne Wetter auszunutzen und fuhren erstmals an die Praça de Espanha um dort nach einem Bus zu suchen, der uns an die Costa da Caparica bringen sollte. Dort war es einfach traumhaft mit riesigen Wellen, kein Wunder, das dies auch das Surferparadies Portugals genannt wird. Wir genehmigten uns zwischendurch auch mal Toast & Sandwichs an der Strandbar und natürlich einen großen Eisbecher, das gehört ja irgendwie dazu. Ansonsten verbrachten wir einen heißen, angenehmen, Seelebaumeltag am Strand. Abends ging es dann wieder zurück nach Lissabon, wo wir dann – spät aber doch – noch Omletten und Lulas (Tintenfischringe) essen gingen. Und natürlich: Sangria…
Freitag, 8.9.
Heute hieß es erstmal ausschlafen! Dann fuhren wir mit Zug und Bus nach Queluz zum Palácio de Queluz, den wir uns ehrlich gesagt spektakulärer vorgestellt hatten. Immerhin wird er doch auch das „Versailles Portugals“ genannt. Unser Mittagessen in einem nahegelegenen Café war auch alles andere als rühmlich (Thunfischsalat & Toast) und ich hab ehrlich gesagt noch nie in meinem Leben so dreckige Gläser gesehen. Dann ging es auch schon wieder zurück nach Lissabon und nach Hause. Mir war schlecht (kein Wunder bei diesem Imbiss) Trotzdem brachen wir gleich wieder zu einem Bummel durch die Baixa auf und bestellten uns ein paar Batidos de Fruta (Milkshakes) in der Brasileira, dem Traditionskaffeehaus am Chiado. Wir trafen uns mit Max zum Abendessen und landeten (mal wieder) in der Casa Brasileira. Dort gab’s dann erneut Sangria und Salada de Polvo (Oktopus-Salat!). Danach spazierten wir durch die belebte Rua das Portas de Santo Antão und verwirrten den nächsten Kellner mit den zig Sobremesas (Nachspeisen) und Kaffees, die wir bestellten.
Samstag, 9.9.
Wir fuhren gleich am Morgen nach São João do Estoril um zu sehen, ob Conceição zu Hause ist. Also schlenderten wir erstmals zu meinem früheren Haus, aber leider nur um festzustellen, dass niemand da war. Trotzdem, es war irgendwie seltsam wieder „nach Hause“ zu kommen, immerhin war es das ja ein halbes Jahr lang für mich. Es hat sich auch nicht viel verändert, außer dass mein Pingo Doce (Supermarkt) geschlossen war. Später hab ich dann festgestellt, dass sie ihn am darauf folgenden Tag neu eröffnet haben und jetzt alles verkehrt herum läuft. Auch ganz schön verwirrend. Nichtsdestotrotz fuhren wir also weiter nach Cascais, wo wir ein wenig durch Stadtzentrum spazierten und mit Blick auf den Yachthafen Spaghetti und Salat aßen. Danach gab’s noch einen kurzen Abstecher ins Einkaufzentrum. Erstens weil es da kühl ist (=Klimaanlage) und zweitens… ja zweitens hab ich vergessen. Dann ging’s an den Strand, wie das Foto beweist und ich glaube jeder weitere Kommentar ist überflüssig. Wir sind dann abends am Strand entlang bis nach Estoril spaziert wo wir uns vor unserer Heimfahrt nach Lissabon noch ein paar Drinks genehmigten. Die waren ebenso gut wie der Kellner schlecht gelaunt war. Zurück zu Hause hieß es dann schnell umziehen zum Abendessen wo es dieses mal (in unserem Stamm-Esplanada der Casa Brasileira) Caipirinhas, Fruchtsalat und Pastéis de Nata gab. Zurück nach Hause ging es dann ausnahmsweise wieder mit dem Eléctrico.
Sonntag 10.9.
Es ging mal wieder in aller Früh los, dieses Mal zu Fuß in Richtung Estação Santa Apolonia. Von dort aus fuhr ein Bus zum Convento Madre de Deus wo sich das Azulejo-Museum befindet. Azulejos sind übrigens Fließen und ebenso wichtig für Portugal wie das Gold für die Barockkirche. Zurück ging es dann wieder zu Fuß, wobei ich ehrlich gestehen muss, dass ich mich dabei mitten in der Alfama verlaufen habe. Sieht ja jedes Gässchen irgendwie gleich aus. Irgendwann gelangten wir dann (eigentlich bloß per Zufall) zum Miradouro Santa Luzia wo wir auch gleich zum Mittagessen blieben (ganz italienisch Lasagne und Canneloni klingt aber wahnsinnig unitalienisch wenn es ein Portugiese sagt). Danach ging’s noch einmal heim bevor wir Max am Bahnhof Entre Campos trafen. Bahnhof deshalb weil die blaue Metrolinie kurzfristig ausfiel und wir deshalb kleine Umwege zum Jardim Zoológico hinnehmen mussten. Der Zoo war trotzdem schön, einen der Kakadus der sich mit mir und einer Haselnuss spielte wollte ich am liebsten gleich mitnehmen. Nach dem Zoo ging’s (weil’s ja in der Nähe liegt) zum Colombo-Shoppingcenter. Dort waren wir dann auch eine Runde shoppen (offiziell weil uns kalt war, inoffiziell macht man das halt in einem Kaufhaus). Zum Abendessen gingen wir in ein portugiesisches Restaurant namens „Patio“ und haben auch ganz typisch Bacalhau com Natas (überbackenen Kabeljau) und Arroz de Pato (Reis mit Ente) gegessen. Und – wie könnte es anders sein – Sangria getrunken, den besten der ganzen Woche übrigens. Da wir danach noch einmal bummeln waren (leicht angeheitert schauen die Schaufenster gleich alle viel besser aus) haben wir dann die letzte Straßenbahn verpasst und mussten zu Fuß den Hügel erklimmen.
Montag, 11.9.
Ausgeschlafen! (bis 9 Uhr, warum hab ich das notiert?) Nach dem Frühstück gingen wir uns Castelo de São Jorge, obwohl es leider etwas diesig war. Danach sind wir runter in die Baixa gefahren und haben am Praça da Figueira in der Pastelaria Suiça zu Mittag gegessen. Und ja ich kann dem Kellner nur beipflichten, dass Portugiesisch leichter ist als Deutsch aber an seiner Stelle wäre wohl sowieso einanderes Deutsch angebrachter. Mit der Metro fuhren wir dann zum Parque Eduardo VII wo wir eine Weile herumspazierten bis wir die Estufa Fria (ein kaltes Gewächshaus) entdeckten. Kalt ist immer gut wenn es über 30 Grad hat und darum hielten wir uns dort bei Bananenbäumen und Forellenbächen auch ganz gerne auf. Wir machten auch die Bekanntschaft einer Pensionistengruppe (alle im gleichen T-Shirt) die gerade einen Ausflug unternahm. Einer von ihnen sprach sogar deutsch und wollte uns gleich gar nicht mehr gehen lassen. Seine Frau war ebenso freundlich und hat uns dann noch überredet ein Eis zu essen. Anschließend sind wir vom Marquês de Pombal aus die ganze Avenida da Liberdade hinunterspaziert und haben uns vor dem Nachhausegehen noch ein paar Pastéis in der Casa Brasileira besorgt. Abends gingen wir dann ins Trimar, eines meiner Lieblingsrestaurants und nicht nur weil die Leute dort so nett sind. Dort gab’s dann endlich mal wieder Carne de Porco Alentejana und wir stellten mal klar, dass Beethoven kein Österreicher war. Wir wurden sogar wiedererkannt, dürften also letztes Jahr durchaus Eindruck hinterlassen haben. Und wir wurden über die vorgeschriebene Zusammensetzung von Sangria aufgeklärt. Leicht beschwipst ging’s (zum Glück) mit der Tram heim.
Dienstag, 12.9.
Nach längerem Ausschlafen ging’s hinunter in die Baixa zum Bücherkauf (ich konnte ja nicht alles alleine schleppen und musste etwas mit meiner Begleitung nach Hause schicken, viel zu wenig allerdings) Danach fuhren wie erneut nach Cascais, wo wir bei strahlend schönem Wetter zum Yachthafen spazierten. Dort aßen wir im Portugália die besten Salate meines Lebens. Zurück am Strand angekommen verbrachten wir einen perfekten Faulenztag an der Praia da Conceição. Als wir um 6 den Zug verpassten gab’s zur Entschädigung noch einen Erdbeermilkshake. Zurück in Lissabon haben wir weitere Bücher am Chiado gekauft (dieses mal Bertrand wenn mich nicht alles täuscht). Relativ spät ging’s dann zum Abendessen, wieder ins Trimar, wo wir beinahe schon wie alte Bekannte empfangen wurden. Schade dass ich nicht mehr öfters dort war. Auch ein kleiner Abschiedssangria musste es sein, immerhin war es der letzte Abend in Begleitung. Nach Hause ging es dieses Mal mit dem Taxi, dann hieß es noch Kofferpacken. Schnief…
Mittwoch 13.9.
Wir sind ein letztes Mal früh aufgestanden um in der Brasileira zu Frühstücken. Da mussten es dann natürlich gleich vier verschiedene Kuchen sein. Der Elefant war auch mit (immer noch im Reisefieber wie man sieht ganz blau der Ärmste) und so waren er und ich vertieft in ein Gespräch mit Fernando Pessoa (oder gar einer seiner multiplen Persönlichkeiten?). Bei einem letzen Spaziergang durch Baixa und Chiado wurden noch letzte Souvenirs gekauft bevor’s ein letztes Mal mit dem Eléctrico nach Hause ging. Im Vorbeigehen haben wir uns noch die Igreja São Vicente de Fora und das Pantheon angesehen. Am Pantheon oben angelangt fing es dann sogar mal kurz zu regnen an. Mit dem Taxi ging es dann zum Flughafen, wo wir abschließend noch einen Kaffee tranken bevor meine Begleitung abflog und ich alleine zurückblieb. Ein seltsames Gefühl irgendwie. Ich musste dann noch eine halbe Stunde im Regen auf den Bus warten (wohl der Grund warum ich die nächste Woche dann krank war). Ich war dann noch ein paar Besorgungen im Colombo machen und habe dann einen gemütlichen Abend im Bett verbracht. Mit TV-Cabo versteht sich ja wohl von selbst. Dies war der Beginn meiner nächtlichen Fernsehprogrammstudie…